PRODUKTNEUHEITEN AUF DER MESSE 2022
Die europäische Ausgabe der Automotive Interiors Expo hat vom 8. bis 10. November auf dem Gelände der Messe Stuttgart wieder einmal Besucher, Redner und Aussteller willkommen geheißen.
Überall in der Messehalle und auf der Bühne für Technologiepräsentationen wurden Innovationen vorgeführt und so konnten Designer und Komponentenhersteller, die markante Kfz-Innenräume erschaffen wollen, aus einer Fülle von Zuliefererfirmen wählen. Aktuelle Entwicklungen etwa in den Bereichen Beschichtungen, Oberflächen, Werkstoffe, Siebdruck oder haptische Technologien: Die Besucher konnten eine fantastische Vielfalt an neuen Technologien und Lösungen von mehr als 125 Unternehmen sehen und berühren und die mit Spannung erwarteten Vorträge von mehr als 30 Fachreferenten hören.
In einem Live-Interview sprach Mark Catchpole, der kaufmännische Leiter bei Conductive Transfers, über die neue Matrixdruckerfassungstechnik und die kapazitive Berührungserfassungslösung seines Unternehmens. Laut Catchpole handelt es sich bei ElastaSens um eine Siebdrucktechnik, die dünne, leichte und kostengünstige Lösungen zur Erfassung von Druckverläufen für die Erkennung der Sitzbelegung und andere Anwendungen im Automobilbereich ermöglicht. Was ElastaTouch angeht, so wurde der gedruckte kapazitive Touch-Schaltkreis auf eine 3D-Polycarbonat-Folie MacDermid XtraForm in Automobilqualität übertragen und dann im Vakuum in eine komplexe 3D-Form gebracht. Die Funktionalität des Schaltkreises blieb dabei erhalten. Catchpole erklärte: „Zusammen mit seinen Partnern hat Conductive Transfers nun den ersten Schritt getan, um ein neues, ertragreiches und kostengünstiges In-Mold-Elektronikverfahren zu schaffen.“
Das Unternehmen TG0 hat Berührungserfassungstechnik für HMIs präsentiert. Shanna Clement Wood, die Marketingdirektorin des Unternehmens, erklärte, dass die Technologie überall dort umgesetzt werden kann, wo der Fahrer oder Beifahrer mit dem Auto interagiert – von Mittelkonsolen und Türgriffen bis hin zu Armlehnen und Sitzen. „TG0 kann den Kfz-Innenraum in ein Fahrerlebnis der nächsten Generation verwandeln“, so Clement Wood.
Über die Teilnahme an der Messe sagte sie: „Die AIX ist eine der wichtigsten Veranstaltungen für Kfz-Innenräume des Jahres und damit die ideale Gelegenheit für das Debüt des TG0 Demoset, mit dem wir die Zuschauer begeistern und einen neuen Bereich für die Gestaltung von Kfz-Innenräumen mit unserer Technologie schaffen wollen. Unser Unternehmen hat eine tragbare Interaktionsbibliothek entwickelt, mit der wir zentrale Interaktionen präsentieren und die Designer und Ingenieure inspirieren können.“
Ionbond – IHI Group hat in Stuttgart die Vorteile dekorativer PVD-Beschichtungen (Physical Vapor Deposition) für Innen- und Außenteile vorgestellt. Wie Ron Dielis, der globale Bereichsleiter Deko und Sport, erklärte, kann die PVD-Beschichtung Decobond des Unternehmens auf alle elektrisch leitenden Innenteile mit galvanischer Chrombeschichtung aufgetragen werden. Die Farbpalette reicht von Gold (24 kt oder 18 kt), Kupfer und Rosé bis hin zu Nickel, Rauchgrau, Anthrazit, Schwarz und Tiefschwarz. „Emissionsreduzierung (und damit Gewichtsreduzierung) ist ein großes Thema“, sagte er. „Um sie zu erreichen, werden viele Teile aus Kunststoff hergestellt, sollen aber Metall imitieren. Mit den PVD-Beschichtungen von Ionbond auf Kunststoff lässt sich Metall in Aussehen und Haptik nachahmen. Die Teile müssen sich so echt anfühlen, als seien sie wirklich aus Metall.“
ORV Manufacturing hat ultraleichte Schalldämpfer für Lkws und Pkws vorgestellt. „Unser Unternehmen hält die Teilnahme an dieser Messe für die beste Gelegenheit, mit potenziellen Neukunden – insbesondere Tier-1-Zulieferern – in Kontakt zu kommen, denen ORV seine neuen Produkte für Kfz-Vlieskomponenten anbieten kann“, so Alvise Bertoncello, der Vertriebsleiter des Unternehmens.
Er fuhr fort: „Insbesondere den Valtherm Acoustic 2475 PS, unser Spitzenmodell im Bereich der extrem leichten Schalldämpfer: er kann für alle Innenraumteile eingesetzt werden, die einen ‚Resonanzraum-Effekt‘ erzeugen könnten und normalerweise den Halleffekt verstärken (etwa die Bereiche Karosserie, Kofferraum, Dachhimmel, Säulen und Armaturenbrett). Er eignet sich perfekt für die E-Mobilität und ermöglicht im Vergleich zu klassischen Schaumstoffen eine deutliche Gewichtsreduzierung ohne Leistungseinbußen und bietet die Vorteile eines geringeren Gesamtgewichts des Fahrzeugs und der Langlebigkeit der Vliesstoffe.“
EGAS Consulting präsentierte Pelle3D, das innovative 3D-Thermoformverfahren für Leder. Das Potenzial dieser neuen Technologie wurde anhand von verschiedenen Mustern für Lederinnenraumteile gezeigt, die mit dem Thermoformverfahren für Leder gefertigt wurden, etwa Türverkleidungen, vorderes Kopfteil und Kopfstütze.
Der Managementberater Corrado Cingolani von EGAS sagte: „Diese Ausstellung ist im Bereich Kfz-Innenräume die bedeutendste Veranstaltung Europas. Hier kann ich alle wichtigen Leute und Entscheidungsträger von OEMs und Tier-1-Lieferanten der Branche an einem einzigen Ort treffen.“
Armacell präsentierte die weltweit ersten PET-Schaum-Lösungen für die Kfz-Branche, die zu 100 % auf recyceltem Kunststoff basieren. Wie die Marketing- und Kommunikationsleiterin Belinda Birkenfeld erklärte, umfasst das Portfolio des Unternehmens mit umweltfreundlichen PET-Schaum-Produkten mit einem sehr geringen ökologischen Fußabdruck auch strukturelle Schaumstoffkerne, die in Verbundstrukturen für Hutablage, Kofferraumboden und EV-Batterie-Abdeckung eingesetzt werden. „Für Vakuumtiefziehteile wie Luftkanäle, Türwasserschilde und Dachhimmel werden dünne, flexible Folien verwendet“, erklärte sie. „Wir zeigen außerdem Partikelschäume für die Fertigung von einsatzbereiten 3D-geformten Schaumstoffkernen für Fahrgestelle und strukturelle Zusatzteile.“
FeelInGlass war vor Kurzem auch auf der Ausstellung in Novi (Michigan) präsent und hat seine „Touch and Feel“-Glasentwicklungen für die Cockpits der Zukunft enthüllt. „FeelInGlass stellt Neuheiten vor, die mit seiner wegweisenden Expertise im Bereich dekoratives Glas verknüpft sind. Beispielsweise werden wir unsere neuen Musterkollektionen für die aufkommenden Trends 2023 und unser heißgebogenes Abdeckglas für Displays mit ungewöhnlicher Form zeigen“, erklärte César Colombo, der bei AGC Glass für Marketing und Kommunikation zuständig ist.
„Wir bieten mehr als Produkte auf Glasbasis, um den sich verändernden Merkmalen des Fahrerlebnisses gerecht zu werden. Angesichts des Bedarfs nach mehr Konnektivität entwickeln wir innovative Möglichkeiten, um weitere Funktionen durch Glas zu integrieren. So machen wir Glas zu einem intelligenten Material. Deshalb gehen wir mit immer neuen Innovationen auf die aufkommenden Nutzungsmöglichkeiten in der Mobilität von morgen ein.“
Niebling GmbH Formtechnologie hat Trends in der Hochdruckumformung für FIM vorgestellt. „Wir nehmen seit vielen Jahren an der Automotive Interiors Expo in Stuttgart teil. Sie ist ein fester Termin in unserem Kalender", begeisterte sich Douglas Gray, leitender Vertriebsmanager APAC bei Niebling. „Im Fahrzeuginnenraum gibt es ein riesiges Potenzial für das FIM-Verfahren als umweltfreundlichere, leistungsfähigere und haltbarere Alternative zu Lackierung und Laserätzung. Die Nachfrage nach kapazitiven Berührungssteuerungen, geschlossenen Oberflächen, mehr Dekorationsmöglichkeiten und größeren Teilen steigt, deshalb zeigen wir der Branche, wie wir sie mit dem HPF-Verfahren für den FIM-Prozess unterstützen können. Wir geben Erkenntnisse über diese Trends weiter und zeigen, wie unsere hervorragenden Umform- und Automatisierungslösungen den Kunden helfen können, diese wachsenden Herausforderungen zu meistern.“
Covestro präsentierte auf der Messe die neusten Trends für Kfz-Innenräume wie etwa ein neues Schiebedachrollo, den Demonstrator Nighthawk, eine Drop-in-Materiallösung mit verringerten CO₂-Emissionen, und das brandneue Konzept einer Türverkleidung und eines Armaturenbretts.
Ein weiteres bemerkenswertes Highlight waren die Sputter-Beschichtungen mit Mehrwert von Arzuffi. Laut Mara Arzuffi, die im Bereich Geschäftsentwicklung des Unternehmens tätig ist, stellt das neue Sputtersystem Fast-Met Roll „mit einem sauberen Prozess bei Raumtemperatur und ohne chemische Emissionen die grüne Alternative zur Galvanisierung“ dar.
Emily Evans, Produktmanagerin Fahrzeug und Audio bei Ash & Lacy, präsentierte die neuen Möglichkeiten der Fotoätztechnik ihres Unternehmens: „Von Lautsprecherabdeckungen und Einstiegsblenden bis hin zu Teilen für den Antriebsstrang und die Personalisierung sind die Möglichkeiten geradezu endlos und kommen ganz ohne Investitionen in Werkzeuge aus.“
Der Novi-Aussteller Taiyo präsentierte seine Fortschritte bei der Galvanisierung für die Innenräume der Zukunft: „Die dekorative Verchromung ist weiterhin die Beschichtung der Wahl, denn es gibt keinen Ersatz für die Behandlung mit echtem Metall“, sagte Azeem Hamaradeen, der Geschäftsführer von Taiyo. Das Unternehmen präsentierte auch seine Chrom-6-freie Beschichtungslinie, die Umweltschutzvorschriften gerecht wird und das Erreichen der Ziele einer nachhaltigen Entwicklung fördert.
Die Sefar Group zeigte währenddessen ihren Sitzstoff für neue Integrationsmethoden wie etwa Spritzguss, Schäumen, NFPP oder Laminieren.
Auf der Bühne für Technologiepräsentationen sprach Liza Christensen, die Chefdesignerin für Farben und Material bei Mclaren Automotive, darüber, welche Bedeutung das Farb- und Materialdesign für die Entwicklung des Elva hat und welche emotionale Verbindung es bei den Kunden schafft. Sie erklärte, wie das bisher leichteste Straßenfahrzeug von McLaren, das 2019 als Teil der Ultima-Baureihe eingeführt wurde, ein neues Konzept der „verschwommenen Grenzen“ vorangetrieben hat, bei dem Exterieur und Interieur nahtlos ineinander übergehen und mit dem zahlreiche Designinnovationen angestoßen wurden.
„Elva steht für die besonderen Anforderungen eines Interieurs, das offen ist für die Elemente, mit geringem Gewicht und den Funktionen eines Streckenfahrzeugs“, sagte sie. „Wir denken auch über Taktilität, Texturen und Designdetails nach, die den Wagen zu einem Luxusgut machen, ohne vom eigentlichen Ziel abzulenken: der Verbindung des Fahrers mit den Elementen und der Straße, die das Gefühl der Geschwindigkeit intensiviert. Es ist ein Privileg, an der Entwicklung bahnbrechender Fahrzeuge mitzuarbeiten. Dieses Erlebnis wollen wir auf der Automotive Interiors Expo in Stuttgart vermitteln.“
Elisa Santella, die Geschäftsführerin von Grewus, sagte über die Integration aktiver haptischer Rückmeldungen in HMI: „Aktive Haptik im Auto ist ein sichtbarer Trend. Der erste Grund dafür ist die Sicherheit: Alles, was dem Fahrer dabei hilft, den Blick nicht von der Straße abzuwenden, ist von enormer Bedeutung! Die Vereinbarkeit von Sicherheit und Konnektivität ist eine zentrale Herausforderung und treibt die Entwicklung von Fahrzeug-HMIs der nächsten Generation voran. Der zweite Grund sind die Verbesserung der HMI-Nutzung für den Fahrer und mehr Möglichkeiten, das Auto je nach den Anforderungen (des jeweiligen Fahrertyps) zu konfigurieren. Aber natürlich besteht bei den Oberflächen ebenso Designfreiheit wie beim Design der haptischen Elemente.“
James Gourlay, der technische Direktor von designLED, einem Unternehmen der Forvia-Gruppe, hielt eine Präsentation zum Thema Verbesserung des Fahrerlebnisses und Vermeidung einer kognitiven Überlastung durch personalisierte Innenraumbeleuchtung. „Personalisierung ist die ultimative Anpassung im Benutzererlebnis“ erklärte er. „Licht wird immer häufiger für die Personalisierung von Kfz-Innenräumen eingesetzt, für vielerlei Aufgaben – dekorative und funktionale Anwendungsfälle. Einfache Funktionen wie die Farbeinstellung für verschiedene Fahrmodi sind weitverbreitet. Aber auch die Nutzeranpassung von Informationsdisplays im Cockpit für die Personalisierung nimmt zu. Wir sehen eine Konvergenz dieser Technologien und Möglichkeiten, bei der sich Innenraumbeleuchtung und Displays einander annähern und die Beleuchtung sich zu einer Hintergrundbeleuchtung von Displays mit niedriger Auflösung weiterentwickelt.“
Charlotte Iggulden von der Automotive Interiors Expo (rechts) mit Vertretern von AGC/FeelInGlass. Iggulden sagte über die Messe: „Es war schön, hier auf der Messe die Innovatoren zu treffen, die aktuelle und zukünftige Trends voranbringen.“